Für die tägliche Dosis - Crank 2: High Voltage auf DVD

von Dennis Vetter

Crank 2: High Voltage
USA 2009
Regie & Drehbuch: Mark Neveldine, Brian Taylor
Darsteller: Jason Statham, Amy Smart, Dwight Yoakam, Efren Ramirez, Julanne Chidi Hill, Ling Bai, David Carradine


Vertrieb: Universum Film
Erscheinungsdatum: 09.10.2009
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch für Hörgeschädigte
Laufzeit: 90 Minuten
Bonusmaterial: T!+$ Against The Glass (Making Of), Wrap Video (Gang Reel), Crank'd Out Picture In Picture Videokommentar, Interviews mit Cast & Crew, B-Roll, Kinotrailer, Easter Egg


Knapp drei Jahre ist es her, seit das Regieduo Mark Neveldine und Brian Taylor mit CRANK allen Fans gepflegter Action endlich das boten, was sie stets im Kino gesucht hatten, aber nur in der Achterbahn finden konnten: Adrenalin. CRANK erklärte unnötigen Elementen wie Dialogen und Spannungsaufbau erfolgreich den Krieg. Das Resultat wusste zu begeistern und schuf eine begeisterte Fangemeinde, vor allem die DVD des Films brachte enorme Umsätze. Versehen mit einer mit einer großen Portion Selbstironie und Intertextualität konzentrierte sich der Film ganz auf Finesse, formalen Abwechslungsreichtum sowie ungeheures Tempo – und natürlich auf die Essenzen des Actionkinos: exzessiven Gewalteinsatz, der sich im Minutentakt mit coolen Sprüchen abwechselt. Dieses Erlebnis noch zu steigern schien absurd, allein aus dramaturgischer Sicht.


Dennoch ließen Neveldine und Taylor nicht locker: CRANK 2 liefert nach dem kontrollierten Rausch des Vorgängers nun auch eine schwer verdauliche Überdosis: Jason Statham alias Chev Chelios hat seinen Absturz aus einem Hubschrauber am Ende des ersten Teils trotz hartem Aufschlag auf dem Asphalt lebendig, aber etwas benommen überstanden. Mit künstlichem Herz und abhängig von ständigen Stromschlägen macht er nun dort weiter wo er aufgehört hat: Als moderner Berserker der Großstadt Level für Level alles Ausradieren, was ihm vor die Flinte / vors Auto / in die Finger kommt. Der Rest der Story um die Üblichen Verstrickungen mit diversen Verbrechersyndikaten, öffentliche Sexszenen und zotige Gags sollte vermutlich für die Wenigsten von Belang sein. Teil 2 hat sich nicht nur von den letzten Resten eventueller Plausibilität verabschiedet, sondern verliert im nochmals deutlich gesteigerten Tempo auch schnell jeden Respekt vor Moral und Magen des Zuschauers.

Dabei überrascht: Ob nun mit Hintergedanken verbunden oder nicht, die brachiale Überversorgung mit Reizen, die der Film über sein gesamte Dauer beibehält, wirkt in ihrer Konsequenz weit weniger plump, als es die vordergründige Fokussierung des Films auf sinnfreien Exzess vermuten ließe. Denn Neveldine und Taylor trieben ihr Rausch-Konzept derart konsequent in die logische nächste Runde, dass vermutlich so manchem Zuschauer beim Sehen des Films seine eigene Vergnügungssucht recht sauer aufstößt. CRANK 2 verstört, effektiv ohne Zweifel, gezielt, wie man meinen könnte. Zumindest die feurig konfrontative Schlusssequenz des Films lässt unabhängig von der wohl rein anarchistischen Zielsetzung der Regisseure Spielraum für einige Gedanken. Die eindrucksvolle Wirkung des Machwerks liegt dabei weniger an den völlig übersteigerten Klischees und permanenten Seitenhieben auf allerlei Minderheiten, mit denen der Film breitflächig die Gefilde des schlechten Geschmacks erkundet. Vielmehr hat der Aspekt der Gewalt nun ein völlig neues Maß erreicht. Protagonist Chelios und die zahlreichen unfreundlichen Gestalten, auf die er trifft, gehen diesmal so rabiat und zum Teil unerwartet direkt zu Werke, dass nicht nur Fans braver Hollywood-Kost den Appetit erfolgreich verderben sollte. Zwischen in Großaufnahme abgeschnittenen Brustwarzen, Kotzregen direkt in die Kamera und zerschossenen Silikonbrüsten dürfte sich – hoffentlich – so mancher Zuschauer wohl ein wenig fehl am Platz vorkommen.


Die BPJM bestätigte dies bereitwillig und verweigerte der ungeschnittenen DVD eine FSK-Freigabe. Lediglich die um 3 Minuten gekürzten Fassung wurde mit dem brutalen roten Ab 18 Siegel bekleidet. Universum hat glücklicherweise beiden Fassungen eine 2-DVD Special-Edition im Pappschuber mit Wendecover gewidmet, so dass Zensurgegner hier mit keinerlei Nachteilen kämpfen müssen. Die umfangreiche Bonus-DVD der dicken Auflage beherbergt hierbei ein bunt zusammengewürfeltes Paket von Extras mit einer Gesamtlaufzeit von rund 160 Minuten. Bunt zusammengewürfelt ist hier allerdings wörtlich zu nehmen, denn zwischen Making Of, Picture in Picture-Audiokommentar, Interviews sowie weiteren Gimmicks sind Wiederholungen zahlreicher Abschnitte derart häufig, dass es zum Teil recht störend ist. Wie zu erwarten kommt das Bonuspaket dabei zwar mit großem Augenzwinkern aber dafür inhaltlich nicht sonderlich anspruchsvoll daher und begnügt sich mit Aufnahmen des Drehs sowie Aneinanderreihungen von Anekdoten gepaart mit dem üblichen Eigenlob.


Was bleibt zu sagen? Eine technisch einwandfreie Veröffentlichung, die jedes inhaltliche Potenzial des Films im Keim erstickt. Nun gut. Dann eben DVD einlegen, Gehirn ausschalten und 90 Minuten durchdrehen. Wohl bekomms!