Der Klugscheißer und das Südstaatendummchen – Woody Allens „Whatever Works“

von Harald Mühlbeyer


USA 2009. Buch und Regie: Woody Allen. Kamera: Harris Savides. Produktion: Letty Aronson, Stephen Tenenbaum.
Mit: Larry Davis, Evan Rachel Wood, Patricia Clarkson, Ed Begley Jr., Conleth Hill, Michael McKean.
Verleih:
Länge: 92 Minuten.

Ein alter nihilistischer Klugscheißer heiratet ein junges Südstaatendummchen, und fertig ist der Woody-Allen-Film – dabei hätte Allen den Part des Boris Yellnikoff auch selbst spielen können, diesen hochintelligenten, sehr von sich eingenommenen Beinahe-Nobelpreisgewinner, der in selbstgewählter Isolation versauert. Larry David jedenfalls ist in dieser Rolle größtenteils eine recht exakte Woody-Kopie, nur mit weniger Haaren. Und eben nicht original.

Ebenso wirkt Evan Rachel Wood in diesem Film etwas verschenkt: sie spielt das Dummchen vom Lande zu aufgesetzt, besonders, wenn man sich erinnert, wie damals Mira Sorvino in „Mighty Aphrodite“ eine ähnlich angelegte Rolle perfekt – und oscargekrönt – ausfüllte. Wo Davids Spielweise der von Allen zu ähnlich ist, ist Evan Rachel Wood von dem Potential ihrer Rolle weit entfernt: das ist das Dilemma des Films, zumal er nichts bietet, was dem Allen-Œuvre Neues hinzufügen würde. Der pessimistische, weitschweifend monologisierende Misanthrop mit nihilistischen Ansichten öffnet sich gegenüber einer jungen, hübschen Naiven, die er nach seinem Bilde formt und die ihn dann, etwas gereift, verlässt – einen ähnlichen Pygmalion-Stoff hat Allen in seinem „Stadtneurotiker“ schon verfilmt, und tatsächlich stammt das ursprüngliche Drehbuch zu „Whatever Works“ aus den späten 70ern, damals noch für Zero Mostel in der Hauptrolle geschrieben.

Man muss wohl bei diesem Film den Titel für sich sprechen lassen und sich darauf konzentrieren, was auch immer funktioniert. Und das ist denn doch einiges, wenn auch leider nicht alles. Aber wie etwa Boris von seiner eigenen Brillanz so sehr überzeugt ist und darin bestätigt wird, weil er als einziger die vierte Wand durchbrechen und direkt das Kinopublikum ansprechen kann; oder wie sich stockreaktionäre Südstaaten-Rednecks innerhalb weniger Filmschnitte in libertäre und libidinöse Bohemiens verwandeln; oder wie ganz offensiv der Zufall eingesetzt wird, mit dem sich irgendwelche Leute begegnen und sich ihre Lebensläufe ändern: das ist witzig und souverän konzipiert. Und wenn Allens Inszenierungsstil zu Anfang etwas theaterhaft wirkt und beinahe unbeholfen: auch das ist Programm, weil der Film eigentlich ein Tür auf-Tür zu-Boulevardstück ist mit dem Glück des Schicksals, das man einfach nur reinlassen muss.