„Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ / „Cloudy with a Chance of Meatballs“


Alles Gute kommt von oben?
von Claudia Bosch

USA 2009. Regie: Phil Lord, Chris Miller. Buch: Phil Lord, Chris Miller nach einem Buch von Judi und Ron Barrett. Musik: Mark Mothersbaugh. Produzenten: Pam Marsden, Lydia Bottegoni, Chris Juen. Laufzeit: 90 Min.
Verleih: Sony. Kinostart: 28.01.2010.

Schreiende Menschen laufen in heller Panik durch die Straßen von Swallow Falls, einer kleinen Insel im Atlantik, und flüchten vor einem auf sie zurollenden überdimensionalen Goldfischglas, das alles niederwalzt, was ihm in die Quere kommt. Im Inneren befindet sich jedoch kein Goldfisch, sondern die „größte Sardine der Welt“, die Hauptattraktion des vor wenigen Minuten eröffneten Freizeitparks „Sardinen Land“ – dem neuesten Tourismusprojekt des machtgierigen Bürgermeisters von Swallow Falls, das nun in Schutt und Asche liegt.

Der Verantwortliche für dieses Chaos ist schnell gefunden: Flint Lockwood, ein schrulliger junger Möchtegernwissenschaftler, der es sich in den Kopf gesetzt hat eine Maschine zu erfinden, die Wasser in Lebensmittel umwandelt. Bisher trat der hyperaktiv tüftelnde Nerd eher mit lästigen Entwicklungen in Erscheinung, z.B. umherwandernden Fernsehern, bissigen Flugratten oder einem Gerät, das Affengedanken verbalisiert. Dieses Mal wären die Chancen, die lang ersehnte Anerkennung seines Vaters und der anderen Bewohner einzuheimsen in der Tat gar nicht so schlecht gewesen – vorausgesetzt er hätte nicht die Kontrolle über seine Erfindung verloren, die nach einem Kurzschluss raketengleich durch den Freizeitpark und dann gen Himmel zischte.



Also ist Flint letztlich wieder der Buhmann – allerdings nur kurz, denn alle werden von einer rasch herannahenden, gewaltigen Wolkenwand abgelenkt, aus der es plötzlich Cheeseburger regnet. Im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die Nachwuchsreporterin Sam Sparks, die sogleich damit beginnt einen Nachrichtenbeitrag über dieses außergewöhnliche Wetterphänomen zu drehen. Und auch Bürgermeister Shelbourne kann sein Glück kaum fassen, bietet sich ihm nun doch eine wesentlich Erfolg versprechendere Chance Touristen anzulocken.

Angespornt von seinem plötzlichen Ruhm entwickelt Flint seine Maschine weiter, so dass man auf Bestellung jedes erdenkliche Lebensmittel vom Himmel regnen lassen kann. Swallow Falls scheint sich in ein wahres Schlaraffenland zu verwandeln. Doch der notorische Pechvogel Flint hat keineswegs alles unter Kontrolle, vielmehr kristallisiert sich heraus, dass die Lebensmittel peu à peu mutieren und zu einer erheblichen Bedrohung anwachsen. Immer größer werdend richten sie bald ein Meer der Verwüstung an und sorgen dafür, dass es mit der Ruhe im Örtchen vorbei ist. Der Kampf ums Überleben hat begonnen…



Ungewöhnlichen Regen hat man im Verlauf der Kinogeschichte schon des Öfteren gesehen, z.B. den Froschregen in Paul Thomas Andersons „Magnolia“ aus dem Jahr 1999. Herabregnende Cheeseburger und dergleichen mehr dürfte man aber noch nicht auf der Leinwand entdeckt haben – und erst recht kein Katastrophenszenario in den buntesten Farben, die man sich vorstellen kann. Sicher, bei dem neuesten 3-D-Animationsfilm aus dem Hause Sony handelt es sich um die Adaption eines Kinderbuch-Bestsellers von Judi und Ron Barrett, doch die intensiv leuchtende, warme Farbgebung des Films ist selbst für einen Film der sich an ein kindliches Publikum richtet außergewöhnlich, jedoch nicht ohne Reiz, denn die animierte Welt erhält dadurch ihren ganz eigenen Charme.

Trotz zahlreicher fantasievoller Einfälle merkt man der Geschichte aber an, dass sie in erster Linie auf Effekte hin konzipiert wurde und sich die Drehbuchautoren an altbewährten Genremustern orientieren. So findet man immer wieder Elemente und Sequenzen, die an Abenteuer-, Action-, Science-Fiction- und natürlich Katastrophenfilme erinnern. Flints Laboratorium beispielsweise wirkt wie eine hypermoderne Raumstation; ein Spaghetti-Tornado hinterlässt in bester Emmerich-Manier Zerstörung und Chaos und Flints Ausflug ins Innere eines gigantischen Fleischbällchens, inklusive eines Angriffs von dort hausenden feindlichen Brathähnchen, ähnelt stark der Erkundung eines fremden Planeten.



Dank des geschickten Spiels mit der Zuschauererwartung, ergeben sich häufig amüsante Momente, zum Beispiel dieser: Gerade, als man denkt, dass die „größte Sardine der Welt“ den Kollaps ihres Aquariums übersteht und die Freiheit wiedererlangt, indem sie überglücklich zu einem zeitlupenartigen Sprung in den Ozean ansetzt, wird sie von einer gefräßigen Flugratte gepackt und gen Horizont davongetragen. Dadurch, dass das Schnitttempo – insbesondere in den Actionsequenzen – enorm hoch ist, entgehen einem all die einfallsreichen Details und Gags jedoch leicht. Teilweise hat man es sogar mit einer regelrechten Reizüberflutung zu tun, die in der 3-D-Fassung des Films noch gravierender ausfallen dürfte. Ein ruhigerer Filmrhythmus wäre daher dringend erforderlich gewesen, erst recht in Hinblick darauf, dass dieses Kino-Abenteuer eindeutig auf ein kindliches Publikum zugeschnitzt ist.

„Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ist ein unterhaltsamer Animationsfilm, der auf der grafischen Ebene derart viel bietet, dass man sich ihn eigentlich ein zweites Mal ansehen müsste, um jedes der oftmals heiteren Details zu erfassen. Genau dies wird man wegen der schwächelnden Handlung, der eindimensionalen Charaktere und der phasenweise viel zu rasanten Montage aber nicht tun, so dass der Film nach seiner Kino- und DVD-Auswertung leider schnell in Vergessenheit geraten könnte.