Filmfest München - Conclusio

Hmmm.

Völlig unscharfe Projektionen in verschiedenen Spielstätten; minutenlang fehlender Ton, vor allem im Rio-Kino oben am Rosenheimer Platz; hässliche gelbe Flecke auf der Leinwand in Cinemaxx 5; großflächige braune Flecke auf dem Filmmaterial, schön groß auf die Leinwand projiziert, weil offenbar der Vorführer mal mit seinem Kaffee über die Filmrolle gekleckert hat; unzureichende Kinosaaldisposition, die ohne Raumnot hochkarätig besetzte Filme ("London Boulevard" mit Colin Farrell und Keira Knightley, "Trust" von David Schwimmer mit Clive Owen) in die kleinsten Kinos mit 70 und knapp über 100 Plätzen verbannte; fehlender Informationsfluss, was Sondervorführungen, -veranstaltungen oder -pressevorführungen angeht, die erst abends um neun für den nächsten Tat um zehn angekündigt werden, unmöglich, so kurzfristig darauf zu reagieren... Die Organisation des diesjährigen Filmfests war erschreckend chaotisch und geradewegs ungenügend. Aus früheren Jahren kennt man so etwas nicht, da lief nicht nur alles wie am Schnürchen, auch die Mitarbeiter waren freundlicher als in diesem Jahr.
Vielleicht hat es hinter den Kulissen etwas geknirscht im letzten Jahr mit Andreas Ströhl als Festivalleiter, und im nächsten Jahr, unter der Nachfolgerin Diana Iljine, wird es hoffentlich wieder glatter gehen.

Was die Filme angeht: Da waren einige Höhepunkte dabei; auch einige Tiefpunkte, selbstverständlich, über die ich in diesem Block gar nichts geschrieben habe. Zu spüren war stets eine leidenschaftliche Begeisterung am Film, im Publikum wie auch bei den Machern (soweit man die kurzen Einführungen und die anschließenden Q&As als Maßstab nehmen kann); dennoch hätte man sich etwas mehr von den interessanten Filmen aus Cannes gewünscht. Dass "Halt auf freier Strecke" von Andreas Dresen in München nicht lief, verwundert - der Regisseur ist eigentlich Stammgast hier. Lars von Triers "Melancholia" hatte ich ja gar nicht erwartet (wäre freilich super gewesen), aber Nanni Morettis "Habemus Papam" wäre doch schön gewesen, wenn man den Berichten zum Cannes-Festival glauben darf.

Was tatsächlich in München an Gutem gezeigt wurde, war aber natürlich genug, um die Festivalwoche zu füllen - im Gegensatz zu so manchem Berlinale-Jahrgang, wo einem unter noch viel, viel mehr Filmen die Auswahl viel, viel schwerer fällt, nicht wegen der Menge, sondern weil Qualität reduziert ist auf Qual. In München stimmt die Mischung; auch, weil das Festival schön konzentriert ist auf Kinos, die nicht allzuweit voneinander entfernt sind; trotz der doofen Baustelle auf der Tramstrecke zwischen Cinemaxx und Kino Sendlinger Tor, man kann auch auf U- und S-Bahn ausweichen.

Für einen Filmfest-München-Jahrgang war es diesmal etwas mau; als Filmfestival an sich aber eben doch außerordentlich schön.

Harald Mühlbeyer