DVD: "Deep End" - Liebeswahn im Swinging London

Ein junger Mann, eine junge Frau und die Wirrungen der Liebe: In seiner ersten Arbeitswoche als Wärter in der öffentlichen Badeanstalt muss sich der 17jährige Mike gleich von einer blondierten Wuchtbrumme sexuell bedrängen lassen, gespielt von der früheren Sexbombe Diana Dors. Mikes Kollegin: Das ist Jane Asher, im wirklichen Leben kurz zuvor von Paul McCartney getrennt. Sie ist die verführerische, verwirrende, freche Kollegin Susan, in die sich Mike zunächst nur ein bisschen verliebt – und die ihn dann ganz verrückt macht. Sie hat einen Verlobten, sie hat zudem einen Liebhaber: ausgerechnet Mikes früheren Sportlehrer. Mehr und mehr verliert er sich in Obsessionen, folgt ihr in einen Club nach Soho, isst eine Menge Hot Dogs während des Beschattens und erobert sich das lebensgroße Plakat einer Stripperin – sieht die nicht aus wie Susan?

Jerzy Skolimowski verbindet diese Geschichte pubertären Liebeswahns mit einer großen Portion Komik, die nicht zuletzt auf den Improvisationen der spielfreudigen Darsteller während turbulenter Kabbeleien und frech-verliebten gegenseitigen Neckereien beruht. Dazu gibt es eine großartige Film im Film-Parodie auf deutsche Sex-Aufklärungsfilme und den Trick, wie man einen verlorenen Diamanten im Schnee wiederfindet.
Auf dem Soundtrack singt Cat Stevens „But I Might Die Tonight“, und die Krautrockband Can liefert einen fantastischen Jam: diese Musik, die Leichtigkeit der Inszenierung und das Eintauchen in jugendliches Lebensgefühl erzeugen das Zeitgeist-Feeling des niedergehenden Swinging London.

Dabei wurde der Film zu großen Teilen in München gedreht, und diese Drehorte sind ein Schwerpunkt in Robert Fischers hervorragender, 75minütiger Dokumentation über „Deep End“. Dazu versammelt er fast alle damals Beteiligten für Interviews, in denen sie durchaus unterschiedliche, subjektive Eindrücke zum Film und zu den Charakteren offerieren. In einer weiteren Featurette stellt Fischer anhand von Erinnerungen und Drehbuchausschnitten geschnittene Szenen vor, die nicht mehr erhalten sind. Darunter auch ein erweitertes Ende, das den Film vielleicht weniger abrupt, aber nicht weniger bestürzend und sicherlich weniger durchschlagend hätte ausklingen lassen.

Harald Mühlbeyer


"Deep End". GB/BRD 1970. Regie: Jerzy Skolimowski. Extras: "Startin Out - Making of Deep End" (75 Minuten), Deleted Scenes-Featurette, Trailer. Länge: 89 Minuten. Anbieter: Koch Media.


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