FddF LU: Antwort von Herrn Dr. M. Kötz

Unser Redakteur Harald Mühlbeyer berichtet seit Jahren vom Festival des deutschen Films in Ludwigshafen. Sein letzter Bericht zur 8. Auflage der diesjährigen Veranstaltung sorgte beim Direktor Dr. Michael Kötz für Unmut, den dieser in einer Mail kundtat, die wir als Leserbrief werteten, HIER veröffentlichten, verbreiteten und kommentierten. Das sahen wir nicht zuletzt deshalb als geboten an, weil Herr Dr. Kötz in seiner Funktion als Festivalleiter mit der künftigen Verweigerung einer Presseakkreditierung (wie ernst zu nehmend auch immer) drohte bzw. eine solches Vorgehen ankündigte.

Da wohl dieser kleine Disput mittlerweile ein bisschen um sich gegriffen hat, hat Herr Dr. Kötz nun wiederum geantwortet. Diese Replik veröffentlichen wir, wie es sein Wunsch ist, natürlich hier gerne:


"Verehrter Herr Mühlbeyer, lieber Herr Zywietz, verehrte Gemeinde,

da Mühlberger meine Antwort sogleich so weit wie möglich verbreitet hat, will ich mir doch die Mühe machen und ernsthaft antworten.
Und ich erwarte, dass Sie diese zweite Antwort ebenfalls so schön verbreiten wie die erste.

Filmkritiker - das kann ein ehrenwerter Beruf sein, muss es aber nicht. Denn manchmal ist die Eitelkeit stärker als das Bemühen um Wahrheit.
Man kann als Filmkritiker (und dann auch als Festivaldirektor) ernsthaft darum bemüht sein, so vielen Menschen wie möglich auch anspruchsvolle Filmwerke nahe zu bringen, und dafür ist das FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS bundesweit bekannt, oder man kann sich auch nur um sich selbst und seinen eigenen kleinen Filmgenuss kümmern.

Die Unterbrechung eines Filmabspanns durch den Festivaldirektor wird als Skandal beschrieben: als deutliches Zeichen der heimlichen Missachtung des Films, den man also nur vorgibt, ernst zu nehmen. Das respektvolle Abwarten des Abspanns als Erkennungsritual des wahren Cineasten.
Bisschen dünn, oder?

Um nicht falsch verstanden zu werden:
Filmkritiker, die nicht mal einen Filmabspann würdigen, sind Banausen, Zuschauern darf man es verzeihen, Festivaldirektoren nicht. Tun sie es dennoch, muss es einen handfesten Grund haben. Nach dem könnte man auch fragen. Tut man aber nicht, wenn man sowieso schon Bescheid weiss, weil man ein bestimmter Typ von Journalist ist, der längst alles durchschaut hat und sich vor allem um hübsche Formulierungen kümmert.

Diesem Typ von Journalisten ist sowieso schon klar, dass dieser Festivaldirektor immer jederzeit einen Abspann missachten würde. Schließlich ist es ja auch auch so, dass der Kötz "dem Kritiker keine Zeit lässt aufs Klo zu gehen" (Mühlbeyer), übrigens, weil er möchte, dass an einem Abend drei und nicht nur zwei Filme zu sehen sind, außerdem "lässt er es aufs Zelt regnen" (Mühlbeyer), obwohl er doch auch alle wegschicken könnte, wenn das Wetter den optimalen Filmgenuss unmöglich macht, ferner "zeigt er die Filme in Kino 1 und Kino 2 zeitlich verschoben", wodurch "der nahtlose Wechsel unmöglich wird", und das bloß, weil er dem Publikum diese (für Herrn Mühlbeyer natürlich irgendwie unnötigen) Filmgespräche nach den Filmen ermöglichen will, dem "geht es zusammenfassend ja auch gar nicht um Film, sondern um Event und Naturerholung" (Mühlbeyer), der lügt also, der Kötz, wenn er "bis zum Überdruss im Programmheft und seinen Ansprachen seine Leidenschaft für die Filmkunst besingt" (Mühlbeyer).

Sollte dieser Mühlbeyer dann nicht woanders in Urlaub fahren?
Da er aber diese Art der Kommentierung offenbar als Journalismus missversteht - und dass obwohl es ein Naturerholungsevent ist, bei dem gelogen wird, was das Zeug hält - und sich schon darauf freut, auch im kommenden Jahr wieder akkreditiert zu sein, freut sich der Festivaldirektor auch schon sehr auf eine praktische Begegnung. Mal sehen, ob er den Mut hat, ihn auch noch mal direkt einen Lügner zu nennen...

Um aber Gnade vor Recht ergehen zu lassen: Wenn ihm das längst leid tut, was er da in jugendlichem Übermut von sich gab, dann kann es sein, dass er auf eine verspätete Nachfrage hin auch noch erfährt, warum der Abspann eigentlich unterbrochen wurde. Denn dann muss es ja einen Grund gegeben haben....


Dr. Michael Kötz
27. 6. 2012"

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Mein Kommentar dazu:

Persönlich erlaube ich mir hier kein Urteil zum ursprünglichen Streitpunkt selbst, weder dem Vorfall des Abspann-Abruchs und seiner (Hinter-)Gründe, noch irgendwelchen positiven wie negativen Erlebnisse, die das Festival des deutschen Films dem Besucher bietet oder eben nicht.

Bedauerlich ist jedoch m.E. der Umgangston (bis hin zur "Gnade" der "verspäteten" Antwort - s. letzter Absatz), bei dem von "ernsthaftem Antworten" - immerhin nach einem Tag potenzieller Gemütsabkühlung - leider keine Rede sein kann. Freilich: Geschenkt; zur Leidenschaft gehört eben auch das Temperament, bei allen Beteiligten.

Mehr als schade ist jedoch, dass Herr Dr. Kötz nicht auf den ernstzunehmenden Punkt eingeht: das mögliche Vorenthalten einer künftigen Presseakkreditierung für Herrn Mühlbeyer (bzw. die Ernsthaftigkeit einer solchen Androhung).

Dahingehend, denke ich, könnte von "Skandalisierung" (also das Hochstilisieren von etwas eigentlich wenig Erregungswertem zu einem Skandal) keine Rede (mehr) sein. Jeder Streit um den Unterschied von Kommentierung und Journalismus, Kennerschaft, Banausentum und das Wesen "ehrenwerter Filmkritik" bekommt hier, bei allem Überschwang, einen ganz und gar inakzeptablen Ton. Einen, den man schnell und allzu leicht mit Begriffen wie "Zensur", "Willkür" und "Gesinnungsjournalismus"assoziiert und assoziieren muss. 

Eine ernsthafte, klärende Aussage dahingehend ist deshalb von Herrn Dr. Kötz meines Empfindens notwendig. Gerne auch nicht-öffentlich und direkt, damit dies erledigt sein kann.

B.Z.