exground 09 - DESPERADOS ON THE BLOCK: Verzweiflung im Studentenwohnheim

DESPERADOS ON THE BLOCK von Tomasz Emil Rudzik bildet den Auftakt des 22. exground-Filmfests, und desperate, also verzweifelt, sind dessen Protagonisten allemal. Drei Bewohner eines Münchener Studentenwohnheims suchen eigentümliche Wege aus der Einsamkeit: Der gehörlose Motek überredet seine angebetete Kommilitonin zu einem Date mit Gesprächsverbot, bei dem er zwar sein offensichtlichstes Handicap zunächst verbergen kann, dann jedoch mit seiner aufbrausenden Natur aneckt. Der Chinese Sin gerät in amouröse Verstrickungen mit seiner Nachhilfeschülerin und die gläubige Clara versucht ihren Kontakt mit Gott aufzufrischen, indem sie dessen 10 Gebote bricht und so ein Feedback erzwingt.
Rudziks Film, seine Abschlussarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film München, bietet einige schöne Momente, insbesondere während der Sequenzen der systematischen Sünderin Clara, wirkt insgesamt aber etwas risikoscheu. Entfremdungsgefühle, Glaubenskrise, Liebeskummer, ignorante Eltern und sonstige Zutaten für ein zünftiges Drama werden mit einigen Gags vermischt, so dass für jeden Zuschauer etwas dabei ist. Die Charaktere, so sympathisch sie auch sein mögen, bleiben dabei leider auf der Strecke und transportieren nur die Geschichte, unter die narrative Oberfläche wagt sich der Film nicht herab. Das Versprechen von Tiefgang durch das Anreißen einiger existentieller Grundfragen wird leider nicht eingelöst. Ja, im Studentenwohnheim lebt es sich weitgehend anonym und man begegnet sich nur flüchtig. Und weiter? Irgendwie wirkt alles ziemlich "independent" und "quirky". Aber diese Prädikate sagen mittlerweile nichts Konkretes mehr aus und wecken nur noch die Erwartung eines diffusen filmischen Grundmusters von Coming-of-Age-Angst in Verbindung mit mehr oder minder poetischen Kamerablicken. Und so wirkt auch Rudziks Film trotz origineller Anklänge seltsam in Formelhaftigkeit erstarrt. DESPERADOS ON THE BLOCK ist ein harmloser Film, über den man sich nicht ärgert, der den Zuschauer aber auch zu wenig herausfordert. Rudzik hätte die Oberfläche des Geschehens gerne etwas tiefer aufkratzen dürfen.

- Daniel Bund